Dienstag, 24. Oktober 1916

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 24. Oktober 1916Eine Kriegstagung rheinischer und westfälischer Sprachvereine, an der die Vertreter der bedeutenderen Sprachvereine beider Provinzen teilnahmen, fand Samstag unter der Leitung des stellv. Vorsitzenden des Bonner Sprachvereins, Pfarrer Dr. Richter, in Düsseldorf statt. [...] Der Redner hob als die beiden Hauptaufgaben der Vereine die Förderung und Pflege der deutschen Sprache, dann aber auch als die für die Kriegszeit noch wichtigere die Reinigung unserer Sprache von viel Unkraut und Fremdwörterunwesen hervor, das sich im Laufe der letzten Jahrzehnte wieder eingeschlichen habe. Wie unsere Kameraden draußen vor dem Feinde, wollen wir daheim in unseren Vereinen gegen die fremden Eindringlinge einmütig kämpfen. [...] Nach reichlicher Aussprache wurden folgende Anträge an den Hauptvorstand von der Versammlung angenommen: 1. Fachausschüsse gegen das Fremdwortunwesen möchten allen Zweigvereinen dringend empfohlen werden. [...] 4. Der Druck guter Vorträge über die Schönheit der deutschen Sprache sei zu veranstalten, ebenso billige Hefte über gutes Deutsch herauszugeben. 6. Eine Verdeutschung der sog. Adreßbücher innerlich und äußerlich möchte durch ganz Deutschland angeregt werden. [...]

Bei dem Kriegs-Jugendturnen des Sieg-Rhein-Gaues, das Sonntag in Köln-Mülheim abgehalten wurde, errang der Turnverein Nordstern aus Bonn für die Schlagballmeisterschaft im Gau den Hindenburgschild. [...]

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 24. Oktober 1916Bildende Kunst in Bonn. Von der Gesellschaft für Literatur und Kunst ist heute in der Ausstellungshalle des städtischen Obernier-Museums der künstlerische Nachlaß des im letzten Frühjahr verstorbenen Malers Ernst Isselmann der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht worden, insgesamt 70 Radierungen, Lithographien und Gemälde. Es ist das Lebenswerk eines Frühvollendeten, der als Dreißiger einer schleichenden Krankheit erlag, noch bevor er die volle Höhe seiner Entwicklungsmöglichkeit erreicht hatte. [...]

Verkauf von Ferngläsern und Objektiven. Das Verbot des Verkaufs von Ferngläsern und Objektiven für Photographie und Projektion ist auf den Festungsbereich Köln ausgedehnt worden. Die diesbezügliche Verordnung ist in der vorliegenden Nummer abgedruckt.

Wegen Diebstahls von Zigaretten, den sie in Kessenich verübt hatten, wurden zwei junge Leute von hier festgenommen. Ein Dritter, der die Zigaretten weiterverkauft hatte, wird sich wegen Hehlerei zu verantworten haben.

Wegen Felddiebstahls wird demnächst eine Dienstmagd aus einer Wirtschaft in der Nähe des Coblenzertores vor dem Kriegsgericht erscheinen müssen. Sie hatte in der Gronau eine Anzahl Möhren und sonstige Feldfrüchte im Einvernehmen mit ihrer Dienstherrschaft gestohlen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Beuel, 23. Okt. In der hiesigen Gemeinde sind die neuen Brotbücher mit den verschiedenen Karten den Bewohnern zugestellt, und für Fett, Butter und Fleisch Kundenlisten eingeführt worden. Etwaige Reklamationen müssen sofort eingereicht werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

    

Beuel 23. Okt. Gestern nachmittag fand die Prüfung der freiw. Sanitätskolonne vom Roten Kreuz statt. [...] Nach militärischen Uebungen unter Leitung des ersten Kolonnenführers Herrn Polizei-Kommissars Schäfer wurde die Mannschaft ohne jegliche Hilfsmittel zum Bergen der durch ein angenommenes größeres Unglück Verwundeten ausgesandt. Die Mannschaft kehrte bald mit den Geborgenen, denen sachgemäß Hilfe geleistet war, mit oder auf improvisierten Tragen zur Verbandstelle zurück. Teils waren die Verwundeten auf einem zum Transport hergerichteten Hundefuhrwerk, auf einem Schiebkarren bezw. Handkarren und sonstigen Hilfsmitteln, die sehr zweckdienlich hergerichtet waren, geborgen und zum Verbandsplatz geschafft worden. Währenddessen brachten wieder andere Sanitätsmannschaften in einem Nachen einen angeblich Ertrunkenen ans Ufer, um sofort Wiederbelebungsversuche anzustellen. Die daran auf dem Verbandsplatze, der im Holbach’schen Saale hergerichtet war, vorgenommene theoretische wie praktische Prüfung in der ersten Hilfeleistung bei Unglücksfällen zeigte, daß die Mannschaft nach jeder Richtung hin den an sie gestellten Anforderungen vollauf entsprach, sodaß der Herr Vertreter des Territorialdelegierten in seiner Schluß-Ansprache nur Worte des Lobes, gleich wie bei den früheren Prüfungen fand; die Ansprache endete mit einem Kaiserhoch, in das neben der Sanitätsmannschaft auch die erschienenen Vertreter der Gemeinde und die sonstigen Gäste begeistert einstimmten. [...] Abends fand im Vereinslokale noch eine gemütliche Zusammenkunft der Mitglieder mit ihren Familien und sonstiger Freunde der guten Sache statt, die ernste Kameradschaft und gemütlicher Geist der Kolonne zeigte.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)