Mittwoch, 27. Oktober 1916

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 27. September 191650. Fahrt des Bonner Lazarettzuges. Der Bonner Lazarettzug hat am letzten Samstag seine 50. Fahrt vollendet. Nachdem er auf seiner 49. Fahrt am 18. d. M. Verwundete nach Frankfurt am Main gebracht hatte, ist er schon am 22. von der 50. Fahrt wieder zurückgekehrt und hat seine Verwundeten in Aachen, Düren, Euskirchen, Bonn, Neuenahr, Ahrweiler abgesetzt. Bei der Rückkehr von dieser Fahrt hatten sich an der Ausladestelle Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin von Schaumburg-Lippe und Vertreter des Ausschusses, darunter der Rektor der Universität, zur Begrüßung eingefunden. Auf diesen 50 Fahrten wurden im ganzen rund 12.000 Verwundete von der Front nach Deutschland gebracht, durchschnittlich also 240 auf jeder Fahrt. Weitaus die Mehrzahl der heimgebrachten Verwundeten waren Deutsche, nämlich 330 Offiziere und 11.533 Mannschaften. Die Zahl der vom Lazarettzug transportierten Gefangenen beträgt 202.
   Außer zahlreichen Liebesgaben wurden bisher im ganzen 104.060,40 M. für den Lazarettzug gestiftet. [...]

Die Sommerzeit auch künftighin beizubehalten, empfiehlt ein Beschluß der letzten Sitzung der Bonner Handelskammer. Mit der Sommerzeit seien vorwiegend günstige Erfahrungen gemacht worden. Die Vorteile der neuen Sommerzeit in gesundheitlicher und wirtschaftlicher Beziehung müßten anerkannt werden, sie kämen vor allem auch den Angestellten und Arbeitern zugute. Es sei daher zu empfehlen, die Sommerzeit in Zukunft schon am 1. April beginnen zu lassen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Eine interessante Kochvorführung veranstaltete gestern abend in der Germaniahalle Frau H. Kiel aus Frankurt a. M. Sie führte u. a. eine Back- und Bratform vor, mit der auf offener Gasflamme und ohne Backofen in einer halben Stunde ein vorzüglicher Kuchen bereitet werden kann. Großes Interesse wurde auch einem Apparat entgegengebracht, mit dem durch Zusatz von Milch die Buttermenge verdoppelt werden kann, ohne daß die Butter von ihrem Wohlgeschmack einbüßt. Die Vortragende gab außerdem noch wertvolle Winke für die Zubereitung von Kriegskuchen, Mus, Marmeladen usw. Die Vorführungen wurden von den zahlreich erschienenen Frauen mit lebhaftem Interesse verfolgt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

22 Verkäuferinnen der Firma Leonhard Tietz in Bonn standen am Schöffengericht unter der Anklage des Diebstahls. Sie hatten meist kleinere Sachen wie Bänder und Putzsachen etc. entwendet. Einige denen ein Diebstahl nicht nachgewiesen werden konnte, wurden freigesprochen. Die übrigen erhielten gelinde Gefängnisstrafen und Strafaufschub, offenbar deshalb, weil ihnen infolge mangelnder Aufsicht der Diebstahl nicht besonders schwer gemacht worden war.

Reichsfleischkarten. Die vom 2. Oktober d. J. ab giltige Reichsfleischkarte wird durch das städtische Lebensmittelamt für die Zeit vom 2. Oktober 1916 bis 17. Dezember 1916 ausgegeben. Diese Ausgabe erfolgt an die Empfangsberechtigten mit den Anfangsbuchstaben der Familie A-H am 26. und 27. September d. J., J-Q am 28. und 29. September d. J., R-Z am 30. September d. J. , durch die Kartenausgabestelle des städtischen Lebensmittelamtes Am Hof Nr. 1, vormittags von 8-12½ Uhr, nachmittags von 3-6 Uhr. Da gestern nur sehr wenige Einwohner ihre Fleischkarte abgeholt haben, sei nochmals daran erinnert.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)