Montag, 25. September 1916

    

Sammelt Früchte! Ein großer Teil unserer Wildfrüchte läßt sich verwerten. Aus Obstkernen, Linden-, Buchen- und Akazienfrüchten, aus Sonnenblumen- und Kürbiskernen wird Oel gepreßt. Die Weißdornfrüchte liefern einen Kaffeeersatz. Kastanien und Eicheln können zur Viehmast verwendet werden. Hagebutten und Schlehen lassen sich zu Marmelade verarbeiten. Galläpfel enthalten einen wertvollen Gerbstoff. Die Früchte werden nach den von den Reichsstellen festgesetzten Preise bezahlt. Von den Sammelstellen kann jedoch, da die Früchte erst verarbeitet, getrocknet und versandt werden müssen, nur ein Teil der festgesetzten Preise bezahlt werden. In Bonn sind Sammelstellen, Lennéstraße 29 und beim Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe, Am Hof, eingerichtet. Die Schuljugend wird aufgefordert, sich fleißig am Sammeln der Wildfrüchte zu beteiligen und auf diese Weise zum Durchhalten beizutragen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Die Bonner Lichtspiele im Stern, die augenblicklich in ihrem Programm ein fesselndes Lustspiel „Die kokette Gattin“ aufführen, wirken auch zugunsten der fünften Kriegsanleihe. Ungemein originell wird in einem Zwischenakter „Schatz mach Kasse“ den Kinobesuchern vor Augen geführt, welche Vorteile die Kriegsanleihezeichnung bietet.

Deutsche Zigarrenfarben. Auch das deutsche Tabakgewerbe will sich am Kampfe gegen die Fremdwörter beteiligen. Wie das Blatt des Deutschen Tabakvereins mitteilt, besteht in den Kreisen der Zigarrenfabrikanten und Zigarrenhändler der Wunsch, die bisherigen spanischen Bezeichnungen der Zigarrenfarben „claro“, „colorado“, „maduro“, „oscuro“ und ihre Zwischenstufen durch deutsche Ausdrücke zu ersetzen. Zur Erleichterung und Vereifachung des Verkehrs mit der Kundschaft werden als einheitliche deutsche Bezeichnungen der Zigarrenfarben: hell, mittelhell, hellbraun, reifbraun, dunkelbraun und dunkel, vorgeschlagen. Auch die fremdsprachlichen Zigarrennamen und Größenbezeichnungen sollen verdeutscht werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Populärwissenschaftliche Vorträge. In der letzten Ausschusssitzung wurde das Programm der Vorträge für den kommenden Winter aufgestellt. Wenn sie auch fast alle noch mehr oder minder auf den Krieg Bezug nehmen, so geschieht dies doch bei den meisten so, daß sie die im Laufe des Krieges gewonnene Erkenntnis der Vorzüge und Schwächen der eigenen Nation zum Gegenstand haben, also in jeder Weise dem Fortschritte, der Hebung des Volkes oder der höheren Bewertung des eigenen Vaterlandes dienen sollten. Zugleich wurde eine nötige Änderung ihres Namens vorgenommen. Sie sollen von jetzt an „Wissenschaftliche Vorträge“ genannt werden. Die Aenderung betrifft nur ihren Namen, nicht aber ihren Charakter; sie ist aber notwendig, weil mit der früheren Bezeichnung „populärwissenschaftlich“ alle jene Vorträge versehen werden, die von Lichtbildanstalten usw. verfaßt, an jeden beliebigen Redner verliehen und von ihm abgelesen oder auswendig gelernt vorgetragen werden. Damit haben unsere Vorträge auch gar nichts gemein, und davon sollen sie auch in ihrer Benennung streng geschieden werden. Deshalb die Namensänderung „Wissenschaftliche Vorträge“, um deren Beachtung freundlichst gebeten wird.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)