Mittwoch, 23. August 1916

     

Kriegsausschuß für Konsumenteninteressen für den Stadt- und Landkreis Bonn. In der letzten Sitzung des geschäftsführenden Ausschusses wurde u. a. folgenden Anträgen zugestimmt: Für die mittellosen und stark kräfteverschleißenden Arbeiter und Berufe sollten die notwendigen Nährwerte und Lebensmittel auf Kosten der vermögenden oder nicht schwer arbeitenden Bevölkerung frei gemacht, insbesondere sollten so die Fettmengen für Schwerarbeiter erhöht und verbilligt werden. Bei der Kartoffellieferung sollte die Stadt den Wenigerbemittelten die möglichen Preisermäßigungen zukommen lassen. Die Klasseneinteilung beim Verkauf der städtischen Lebensmittel sollte so ausgebaut werden, daß die Klasse A (jetzt Unbemittelte und Unterstützte) alle Einkommen bis wenigstens 40 M. die Woche umfaßt. Für Arbeiter, die in den Vororten wohnen, ihre Arbeitsstelle aber in der Stadt haben, wurde die Einführung besonders billiger Straßenbahn-Monatskarten gewünscht. Die Tätigkeit der Bonner Kriegsküchen wurde lobend erwähnt.

Im Soldatenheim in der Kölnstraße lauschten die Besucher letzten Sonntag den Darbietungen der Musikschule von Frl. Remagen. Die Schülerinnen machten ihrer Lehrerin alle Ehre und gaben die Musik- und Gesangsstücke genau und schön wieder. Außerdem trug Frau Käthe Broch allein mehrere Lieder sehr ansprechend vor. Eine würdige Abrundung der übrigen Darbietungen bildeten die Vorträge der Orchesterabteilung des Jugendvereins am Stift unter Leitung des Hrn. Musiklehrers Nolden. Alle diese Darbietungen fanden den Beifall der feldgrauen Besucher.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Wie’s gemacht wird. Gestern morgen erschienen auf dem Wochenmarkt mehrere auswärtige Händler, um Bohnen in großen Mengen aufzukaufen. Da für alle Sorten Bohnen Höchstpreise bestehen, boten die Händler für andere Waren den doppelten Preis, um so die Verkäufer für sich zu gewinnen. So wurden z. B. für Gurken, die für 2,50 Mk. die hundert Stück zu haben waren, 5 Mk. bezahlt. Die Polizei machte dem Treiben ein Ende und beschlagnahmte die ganzen Bohnenvorräte. Am Nachmittag ließ die Stadt die Bohnen sowie verschiedene Zentner Gurken auf dem Wochenmarkt zu den üblichen Preisen verkaufen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Eine Explosion entstand gestern abend in dem Hintergebäude eines Geschäftshauses in der Bonngasse dadurch, daß eine Kiste mit Feuerwerkskörpern in Brand geriet. Die Explosion verursachte einen gewaltigen Knall, der weithin in der Stadt hörbar war. Die Bevölkerung glaubte, es sei eine Bombe explodiert, handelte aber nicht etwa nach dieser Ansicht, sondern eilte auf die Straße, um zu erfahren, was sich zugetragen habe. In der Bonngasse sammelte sich alsbald eine große Menschenmenge an. Die Feuerwehr wurde alarmiert, konnte aber bald wieder abrücken. Es entstand nur ein Sachschaden durch das Zertrümmern von zahlreichen Fensterscheiben. Ein Mann, der Verletzungen am Kopf erlitten hatte, wurde in die Klinik gebracht. Oberbürgermeister Spiritus und Beigeordneter Bottler weilten ebenfalls an der Unfallstelle.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)