Montag, 30. Mai 1916

     

Das Turnen der Alten im Rheinland. An der Zuverlässigkeit und Regsamkeit der Altersturner ist der Krieg natürlich nicht spurlos vorübergegangen. Vielmehr haben die im Dienste der deutschen Turnsache ergrauten alten Getreuen zusammenrücken müssen, um an Stelle der im Felde stehenden Turnerkrieger in der Leitung der Geschäfte und in der Vorturnerschaft zu arbeiten. Auf diese Weise ist es möglich geworden, den Uebungsbetrieb für die Jungmannen sowie für die Frauen und Mädchen aufrecht zu erhalten. Durch die Treue der Alten wird die Friedensarbeit der jetzt draußen in Feindesland kämpfenden Turnwarte und Vorturner belohnt. Aber auch in ihren Altersriegen wird unermüdlich weiter geschafft und vorgebaut für die kommenden Friedensjahre. Am Sonntag hatten die Leiter der Altersriegen der rheinischen Turnvereine eine Zusammenkunft in Bonn. Es nahmen 32 Herren hieran teil, die in gemeinsamer Uebung unter Leitung des Ehrenkreisvertreters Schroeter (Berg.-Neukirchen) und der Kreisturnwarte Schroeder (Bonn) und Ring (Essen) reiche Anregung für ihre Abteilungen fanden. Nachmittags wurde eine zweistündige Wanderung in das Siebengebirge unternommen. In einer nachfolgenden Sitzung wurde beschlossen, in diesem Jahre einen Zwölfkampf der Altersturner zum Austrag zu bringen. Also auch in dieser Beziehung wird an eine Ueberlieferung der Deutschen Turnerschaft festgehalten., die sich in Friedenszeiten zumeist auf dem Betätigungsgebiete der „jungen Leute unter 40 Jahren“ und der Jungmannen bewegte.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Die Allgemeine Ortskrankenkasse Bonn hielt am Sonntag vormittag eine Ausschuß-Sitzung ab, in der der Vorstand den Geschäftsbericht für 1915 vorlegte. Was die finanzielle Seite angehe, könne die Lage der Kasse als günstig bezeichnet werden. (...) Die Zahl der Arbeitgeber betrug 5632 (i. V. 5960), die durchschnittliche Mitgliederzahl 16.614 (i. V. 19.411). Es waren 117 Sterbefälle zu verzeichnen, darunter 21 von Kriegsteilnehmern, für die 1676 Mk. Sterbegeld gezahlt wurden. Das Vermögen der Kasse betrug am Schlusse des Jahres 1915 634.405 Mk. gegen 497.959 Mk. Ende 1914. (...) Der Ausschuß gab auf Anregung des Vorsitzenden Herrn Kalt, dem Vorstand anheim, für die in Bonn geplante Gemeinschaftsspeisung bis zu 4000 Mk. zu bewilligen. Der Geschäftsführer der Kasse, Herr Eickhoff, betonte, daß gesetzliche Bedenken nicht beständen, weil die Krankenkasse für die Zwecke allgemeiner Krankheitsverhütung Gelder bewilligen dürfe. (...)
   Der Vorstand hat in der auf die Ausschuß-Sitzung folgenden Vorstandssitzung bereits 4000 Mk. für die Gemeinschaftsspeisung in Bonn bewilligt.

Beim Aufspringen auf die Straßenbahn stürzte gestern abend auf der Brückenstraße ein älterer Mann so heftig gegen das Trittbrett, daß ihm eine Kniescheibe zersplittert wurde. Sanitätsmannschaften brachten den Verletzten auf einer Tragbahre zur Klinik.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Die Männer-Wallfahrt zum Kreuzberg, welche am Sonntag nachmittag um 3 Uhr von der Münsterkirche ausging, wies eine für die Kriegszeit sehr zahlreiche Beteiligung auf. Auf dem Kreuzberger hielt Pater Dositheus eine ergreifende Predigt über Glaube und Krieg. Darauf wurde von Pater Remigius das Friedensgebet gebetet und von der Freitreppe der heiligen Stiege aus der sakramentale Segen erteilt. Die Teilnehmer sangen den umbrosianischen Lobgesang, worauf die Prozession wieder zum Münster zurückzog. Dort wurde gegen 6 Uhr der Schlußsegen erteilt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)