Samstag, 27. Mai 1916

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 27. Mai 1916Die Stadtverordneten beschäftigten sich gestern in ihrer öffentlichen Sitzung, die fast 3½ Stunden dauerte, vor allem mit der Lebensmittelversorgung der Stadtbevölkerung. Oberbürgermeister Spiritus legte in einem ausführlichen Vortrage die bisherigen Maßnahmen der städtischen Verwaltung auf diesem Gebiete dar, wobei er u. a. bemerkte, daß die Aufwendungen der Stadt für Lebensmittel bisher 7 ½ Millionen Mark und die täglichen Einnahmen bei den städtischen Verkaufsstellen zurzeit rund 60.000 Mark betragen. Der Oberbürgermeister kam auch auf die Frage der Gemeinschaftsspeisung zu sprechen und betonte die Notwendigkeit, sie zum Herbst auch in Bonn einzuführen. Die Frage, ob sie in der Form der sog. Gulaschkanonen oder von stehenden Küchen Eingang finden solle, müsse aber erst gründlich nach den Erfahrungen anderer Städte geprüft werden. Für die Gemeinschaftsspeisung haben, wie der Oberbürgermeister mitteilen konnte, die Firma Gebr. Sinn 500 M. und der Vaterstädtische Frauenverein 2000 M. bereits gespendet. Es wurde ein Ausschuß gewählt, der die Gemeinschaftsspeisung vorbereiten und später durchführen soll. Wir verweisen auf den ausführlichen Bericht.

Bonn im Blütenschmuck. Nachdem wir uns in unserer Gartenstadt Bonn an der Blütenkerzenpracht der Kastanien in der Poppelsdorfer Allee erfreut haben und nachdem auch die üppig blühenden Glycinen ihr vornehmes Blütengewand abgelegt haben, strahlen jetzt die Rhododendren an verschiedenen Stellen der Stadt in berückender Schönheit. Blumenfreunde und Liebhaber von Rhododendren seien auf die zwei im Garten des Hauses Soennecken blühende Riesenexemplare hierdurch besonders aufmerksam gemacht.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Abgabe von Getreide usw. Der Vorsitzende des Kreis-Ausschusses des Landkreises Bonn macht bekannt, daß sämtliche abgabepflichtigen Brotgetreide-, Gerste- und Hafermengen innerhalb von 14 Tagen an die Kommissäre des Landkreises Bonn abzuliefern sind. Erwünscht ist auch ferner, daß die ersparten Hafermengen abgegeben werden. Falls das zur Abgabe verpflichtete Getreide innerhalb der festgesetzten Frist nicht abgeliefert wird, soll zur Enteignung geschritten werden.

Anzeige im General-Anzeiger vom 27. Mai 1916Neue Kartoffelbestandsaufnahme. Auf Anordnung des Reichskanzlers findet am 29. Mai eine neue Erhebung der Vorräte von Kartoffeln statt. Dieselbe ist auf Kartoffeln – nicht auf Kartoffelprodukte – und nur auf die Vorräte beim Erzeuger beschränkt.

Höchstpreise für Fleisch. Für den Landkreis Bonn ist der Höchstpreis für Rind- und Kalbfleisch auf M. 2,20 festgesetzt. Knochen kosten 60 Pfg. das Pfund. Der festgesetzte Höchstpreis gilt für Inlandfleisch. (Der Unterschied der betr. Preise in Stadt- und Landkreis Bonn ist darauf zurückzuführen, daß im Stadtkreis Auslandsvieh verkauft wird, im Landkreis dagegen Inlandsvieh, das natürlich billiger ist. Red.)

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Eine reiche Waldbeerernte wird aus allen Waldgegenden Westdeutschlands angekündigt. Die Heidelbeerstöcke hängen sehr voll und zeigen nirgends den geringsten Frostschaden, und da die noch vorhandene Bodenfeuchtigkeit auch nicht befürchten läßt, daß die Beeren im Wachstum zurückbleiben, so ist bestimmt auf eine recht erträgliche Ernte zu rechnen. Auch die Maulbeeren werden aller Voraussicht nach gut und reichlich gedeihen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)