Donnerstag, 25. Mai 1916

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 25. Mai 1916Zucker – Speck – Schmalz. Neue Zuckerkarten für den Monat Juni werden vom 27. Mai bis 8. Juni in einer Anzahl Geschäfte ausgegeben, die in einer Bekanntmachung in dieser Zeitung genannt werden. Hausstände, die außer ihrer regelmäßigen Zuckermenge noch besonderen Einmachzucker haben wollen, müssen das auch besonderen Meldescheinen bei städtischen Lebensmittelamt beantragen.
  
Der städtische Speckverkauf und der städtische Schmalzverkauf werden durch zwei Bekanntmachungen in dieser Zeitung neu geregelt.

Eine Reichsbuchwoche, die vom 28. Mai bis 3. Juni veranstaltet wird, soll dem Roten Kreuz wieder in größerem Maße Lesestoff für unsere Truppen zuführen. Die Sammlung ist so gedacht, daß in der Woche vom 28. Mai bis 3. Juni Bücher für unsere Truppen in den durch ausgehängte Werbeblätter kenntlich gemachten Annahmestellen abgeliefert werden. [...] Wer seine Gabe nicht aus dem häuslichen Büchervorrat entnehmen kann, kaufe ein Buch beim Buchhändler, der die Auswahl mit seinem Rat gerne erleichtern wird. Wer nur wenig Geld ausgeben will, bedenke, daß schon für den geringen Preis von 20 Pfg. etwas Geeignetes zu haben ist. Geeignet sind namentlich unterhaltende Bücher, Romane, Novellen, Almanachs, auch Lesebücher, ferner Zeitschriften allgemeinen Inhalts, besonders illustrierte Familienzeitschriften in ganzen Bänden oder einzelnen Heften; Gedichte und Dramen, Ausgaben der deutschen Klassiker; volkstümlich belehrende Schriften; religiöse Schriften, die für einen Krieger passen. Ungeeignet sind: schlüpfrige und unsittliche Schriften, auch sog. Schundliteratur wie die bekannten Zehnpfennighefte und schlechte Detektivromane; Streitschriften; Jugendschriften, die für ein kindliches Alter oder für Mädchen bestimmt sind (Bücher für große Knaben sind meist gut zu verwenden); rein wissenschaftliche und gelehrte Bücher. Schriften über den Krieg mögen die Soldaten in den Schützengräben in der Regel nicht lesen; sie verlangen besonders Unterhaltungsschriften, vor allem humoristische, die sie von der oft grauenhaften Wirklichkeit des Stellungskampfes ablenken, ihr Gemüt erheitern und ihre Nerven beruhigen. Allzu große und schwere Bücher sind nicht erwünscht, gebundene Bücher sind den ungebundenen vorzuziehen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Einmachen ohne Zucker. In der pharmazeutischen Zeitung befaßt sich Fr. G. Sauer. Die Ausführungen sind geeignet, die Bedenken, die sich für das Einmachen an den Zuckermangel knüpfen, zu beseitigen. Der Verfasser führt aus: Das Einkochen von Früchten ohne Zucker ist nicht nur möglich, sondern bringt sogar noch mancherlei Vorteile, denn zunächst vergrößert der Zucker die Einkochmenge, also auch den Bedarf an Gläsern, dann aber sollen die Früchte ihre natürliche Form, ihre ursprüngliche Farbe und ihren Duft und Geschmack besser behalten als die mit Zucker eingekochten. Auch zum Einkochen der Früchte ohne Zucker kann man sich der üblichen Konservengläser, soweit die Gummiringe noch brauchbar sind, bedienen. Für kleinere Früchte sind auch Flaschen, die durch Korken verschlossen werden, benutzbar. Zwecks gründlicher Reinigung werden Gläser, Flaschen und Korke in Wasser mit 1 Prozent Salzsäure geweicht. Ebenso sollen sämtliche Früchte einige Minuten in solchem säurehaltigen Wasser liegen, denn hierdurch werden die in den Schalen haftenden Bakterien zerstört. In die Gefäße wird zunächst zwei Zentimeter hoch gut abgekochtes erkaltetes Wasser gegeben und nun die rohen Früchte recht fest eingeschichtet. Die offenen Gläser werden in einen Kessel mit wenig kaltem Wasser gesetzt und diese langsam auf 70 Grad Celsius erwärmt. Dann werden die Gefäße vollständig geschlossen und nun etwa eine Stunde im Wasser von 65 Grad Celsius erhitzt. Vor der Verwendung gießt man den Fruchtsaft ab, löst darin den Zucker unter Erwärmung und legt in den kalten Zuckersaft die Früchte, die nach dem Erkalten gleichmäßig süß schmecken. Will man statt des Zuckers Sacharin verwenden, so muß man bedenken, daß das Sacharin ein Erwärmen nicht verträgt, da es sich dabei zersetzt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Arndt-Eiche in Eisen. Für die Arndt-Eiche und ihre Fürsorgebestrebungen hat der Verein Alt-Bonn die Reproduktion zweier einzigartiger Stücke aus seinen Arndtschätzen gestiftet, die als Ansichtskarten verkauft werden sollen. Das erste ist eine Federzeichnung von von Bernhard Afinger, dem Schöpfer unseres Arndt-Denkmals auf dem Alten Zoll und mancher Denkmäler auf dem Alten Friedhof, so auch des Christusbrunnen daselbst. Die interessante Zeichnung aus dem Jahre 1855 ist dadurch besonders wertvoll, daß sie uns Arndt zeigt, wie er auf der Straße sich bewegte, ein Barett auf dem Kopfe, den Hemdkragen locker um den Hals, niedrige, mit Band zusammengehaltene Schuhe und unter dem Arm einen Regenschirm mit kräftiger Krücke und Stock, offenbar eine Zeichnung nach dem Leben. Man sieht ihm den 85-Jährigen nicht an. Das Bild befindet sich seit Kurzem im Besitz von Alt-Bonn und ist bisher noch nicht veröffentlicht.
  
Die zweite Karte zeigt ein Albumblatt, das der alte Vaterlandsfreund für ein Mitglied der Familie Afinger „Mitte des Heumonds 1855“ geschrieben hat:
   „Wer nicht zu handeln, nicht zu säen wagt,
   Von dem wird endlich Welt und Glück verklagt.“
Auch auf diesem Blatte lassen die klaren, schönen Schriftzüge, besonders die Unterschrift, nicht erkennen, daß sie in hohem Greisenalter geschrieben sind. Es ist zu hoffen, daß die Karten im Interesse der guten Sache viele Käufer finden.
   Die Karten hängen im Schaufenster unserer Geschäftsstelle zur Ansicht aus und sind zu 10 Pfg. das Stück an der Arndt-Eiche zu haben.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)