Montag, 27. September 1915

  

Feldpostpäckchen nach der Ostfront im Gewichte von mehr als 50 Gramm werden vor dem 1. Oktober von den Postanstalten nicht mehr angenommen. Etwa aufgegebene Päckchen werden den Absendern zurückgegeben.

Die Bonner Lazarett-Zeitung bringt in ihrer Nr. 3 Ausführungen des Oberpfarrers und Dechanten Böhmer über den Fahneneid, Richard Dehmels Deutsches Fahnenlied, einen Aufsatz von Professor Dr. C. Bachem, Stationsarzt im Reservelazarett Beethovenhalle: „Der schädigende Einfluß des Alkohols, insbesondere auf die Wundheilung“, und unter der Ueberschrift „Ein schöner Traum, der Wahrheit werden soll“ besprechen Sergeant Schmidt und Oekonomierat Dr. Reinhard den Plan des Hauptausschusses für Kriegsheimstätten, jedem Feldzugsteilnehmer ein Eigenheim zu schaffen. Das Nachmittagsheim für Verwundete, Koblenzer Straße 90, wird in der Lazarett-Zeitung in Wort und Bild empfohlen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Der Umtausch der Brotbücher, der in der Hauptsache auf den gestrigen Sonntag festgesetzt war, ging glatt von statten. In den ersten Morgenstunden war der Andrang zu den Ausgabestellen groß und zwar aus dem Grunde, weil sich noch viele Haushaltungen für den Sonntag verproviantieren mußten. Dies konnte nur nach dem neuen Brotbuch geschehen. Da sämtliche Brotbücher schon fertig ausgeschrieben waren und nur noch die Zahl der Personen eingetragen werden mußte, war der Umtausch bald geschehen, zumal die Bücher – über 20.000 Stück – an fünf verschiedenen Stellen in der Altstadt und ferner noch in Poppelsdorf, Endenich, Kessenich, Dottendorf, Grau-Rheindorf und Dransdorf umgetauscht werden konnten. Vielfach war übersehen worden, daß die Brotbücher mit der Bezeichnung Bezirk A, B oder E, die für Gastwirtschaften und ähnliche Betriebe galten, bereits am Samstag umgetauscht werden mußten, und so kam es, daß gestern eine Anzahl Gastwirte zum Umtausch erschienen und dafür eine Gebühr von 50 Pfg. entrichten mußten. Auch diejenigen, die gestern ihr Brotbuch nicht abgeholt haben, müssen von heute ab diese Gebühr bezahlen. Das neue Brotbuch reicht für 54 Wochen, also bis zum 7. Oktober 1916. Natürlich will die Behörde damit nicht ausdrücken, daß wir bis zum Oktober nächsten Jahres „Kriegsbrot“ essen müssen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 25. Sept. Nach dem Jahresbericht des hiesigen Pädagogiums hatte die Anstalt am Anfang des vergangenen Sommerhalbjahres 383 Schüler, während sie am 1. Februar 1915 infolge der Kriegseinwirkungen auf 328 herabgesunken war. (...) Mit Beginn der Mobilmachung wurden 26 Lehrer zum Heeresdienst eingezogen. Der Lehrer der französischen Unterhaltungssprache wurde in Holzminden interniert. Es gelang, für den Ausfall der Anstaltskräfte genügenden Ersatz an Lehrkräften zu schaffen. Mit Beginn des Herbstes wurde eine Jugendwehr gebildet, der 155 Schüler angehören. Den Heldentod starben im verflossenen Schuljahre 21 Lehrer und 58 Schüler. Mit dem Eisernen Kreuz wurden 10 Lehrer und 81 ehemalige Schüler ausgezeichnet. Vier frühere Schüler erhielten das Eiserne Kreuz 1. Klasse.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)