Samstag, 28. August 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 28. August 1915Mehr türkische Flaggen. Ein Kriegsveteran von 1860 u. 1870/71 bedauert in einem Schreiben an uns, daß in Bonn so wenig türkische Flaggen zu sehen sind. In dem viel kleineren Siegburg würden bedeutend mehr türkische Flaggen gehißt wie in Bonn. Die Dankbarkeit gegen die Türkei sollte in Bonn ebenfalls durch das Zeigen auch der türkischen Fahne bei Siegen bekundet werden.

Das Ergebnis der Bonner Volksspende. Nachdem die umfangreiche Arbeit für die Auf­stellung der Sammellisten beendet ist, läßt sich das Ergebnis unserer Volksspende im we­sentlichen übersehen, und dies Ergebnis kann als recht erfreulich bezeichnet werden. An einmaligen Beiträgen sind 9.172 Mk. zur Verfügung gestellt und durch die Wochenbeiträge wird monatlich ein Betrag von 20.389,50 Mk. unserer Kriegswohlfahrtspflege zu Gute kommen. Es darf festgestellt werden, daß sich die Bonner Bevölkerung im allgemeinen an den Zeichnungen in hervorragender Weise beteiligt hat. Insbesondere verdient Anerken­nung, daß gerade die mittleren und kleineren Leute sich im hohen Maße opferwillig ge­zeigt haben. Dagegen sind besonders hohe Beträge wenig gezeichnet worden, und eben­so ist es infolge der Reisezeit auch nicht möglich gewesen, alle Familien zu besuchen und zur Zeichnung aufzufordern. Das wird jedoch noch geschehen. Es kann nicht oft und ge­nug betont werden, daß die Volksspende unmöglich auf die großen und größten Beträge der Reichen verzichten kann. Jeder soll seinen Beitrag so bemessen, wie es seinem Ver­mögen entspricht; nur dann kann unsere Stadt Bonn in gleicher Reihe mit anderen Städ­ten marschieren und es ist eine Ehrensache für alle Bürger Bonns, dieses Ziel zu errei­chen und damit den Vaterländischen Vereinigungen und vor allen Dingen der Kriegshilfe der Stadt Bonn ebne Wege zu schaffen. Am Montag, den 30. d.M., werden nun die Ein­nehmer ihre Tätigkeit aufnehmen und die Wochenbeiträge einsammeln. Die Einnehmer haben Anweisung, nach Möglichkeit an bestimmten Tagen in demselben Haushalt vorzu­sprechen, so daß jeder sein Scherflein, das er der Volksspende zur Verfügung gestellt hat, schon vorher bereit legen kann. An Alle, die noch nicht in den Listen aufgenommen sind, richten wir aber noch einmal die dringende Bitte, dies dem Geschäftszimmer der Bonner Volksspende im Rathaus mitzuteilen, damit von dort aus das weitere veranlaßt werden kann. Jeder Bonner, ob reich oder arm, ob alt oder jung muß es für seine Ehrenpflicht ge­genüber seiner Vaterstadt betrachten und für eine Dankesschuld gegenüber unseren hel­denmütigen Kämpfern, Mitglied der Bonner Volksspende zu sein.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 28. August 1915Beschlagnahme von Kriegsbrot und Röggelchen. Seit mehreren Tagen werden durch Polizeibeamte die hier abfahrenden Züge der Rheinuferbahn und der Staatsbahnzüge nach Euskirchen einer Revision unterzogen, um festzustellen, ob städtische Kriegsbrote oder Röggelchen unberechtigterweise von hier mitgenommen werden. In mehreren Fällen fanden die Beamten in den Körben von Frauen, die hier ihre Marktwaren feilgehalten hatten, Brote und auch Röggelchen, die ihnen hier ohne Brotbuch verabfolgt worden waren. Die Backwaren wurden beschlagnahmt und die betr. Frauen sowohl als auch die Verkäufer des Brotes zur Anzeige gebracht.

Mindest- und Durchschnittspreise von Lebensmitteln. Der Oberbürgermeister gibt in einer Bekanntmachung in der heutigen Nummer des General-Anzeigers die Mindest- und Durchschnittspreise von Lebensmitteln für die Zeit vom 15. – 21. August ds. Js. zur allgemeinen Kenntnis. Auch werden in dieser Bekanntmachung die Namen derjenigen Metzger bekannt gegeben, die die Fleischwaren zu den Mindestpreisen verkauft haben. Die Kolonialwaren sind durchweg von den Inhabern zu den Mindestpreisen abgegeben worden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 28. August 1915Eine Kriegsprozession der Frauen Bonn’s zum Kreuzberge findet am kommenden Sonntage von der Münsterkirche aus statt. Sämtliche katholische Frauen- und Jungfrauenvereine sind zur Teilnahme eingeladen. Wie die Männerprozession, so soll auch dieser Bittgang sich zu einer gewaltigen Kundgebung katholischen Lebensgestalten. Die Teilnehmerinnen versammeln sich ¼ vor 8 auf dem Münsterplatze. Auf dem Kreuzberge wird der hochw. Herr Franziskanerpater Dostitheus von der Freitreppe der heiligen Stiege aus zu den Frauen sprechen. Bei ungünstiger Witterung wird eine Kriegsandacht mit Predigt in der Münsterkirche stattfinden. Die Prozessionsordnung ist im Anzeigenteil der Zeitung sowie durch Anschlag an den Kirchentüren bekanntgegeben.

Vorsicht beim Radfahren. Heute Nachmittag stieß ein junger Mann, anscheinend ein Handwerkerlehrling, welcher auf seinem Rade aus der Poppelsdorfer Allee in den Venusbergweg einbiegen wollte, mit einem ihm entgegen kommenden jungen Mädchen zusammen. Das Mädchen stürzte mit großer Gewalt zu Boden und jammerte laut vor Schmerzen. Mitleidige Passanten brachte die Bedauernswerte zu der unweit wohnenden Familie. Anscheinend hat sie einen Beinbruch erlitten.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)