Mittwoch, 25. August 1915

   

Anzeigen im General-Anzeiger vom 25. August 1915Die Kapelle unserer 160er unter Leitung ihres Musikmeisters Krieg ist für 14 Tage nach Deutschland beurlaubt worden, um Wohltätigkeitskonzerte zu veranstalten. Der Erlös ist für die Hinterbliebenen gefallener Krieger bestimmt. Das erste Konzert findet heute (Mittwoch) nachmittag 4 Uhr auf der Casselsruhe, das zweite Konzert morgen (Donnerstag) abend 8 Uhr im Bonner Bürgerverein statt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Wegen Aufnahme und Verpflegung armer Kranker bestehen Verträge mit der Universität. Dem Johanneshospital, dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder und dem Friedrich-Wilhelm-Stift, die demnächst ihr Ende erreichen. Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder hat von der Abschließung eines neuen Vertrages vorläufig abgesehen. Die Rheinische Genossenschaft des Johanniterordens hat den Abschluß eines Vertrages in Aussicht genommen. Das Johanneshospital und die Universität sind bereit, neue Verträge abzuschließen, deren Entwürfe am Freitag der Stadtverordnetenversammlung zur Genehmigung vorgelegt werden.

Teuerungszulage und Gehaltserhöhungen für Beamte und Angestellte. Die Verfassungskommission empfiehlt der am Freitag zusammentretenden Stadtverordnetenversammlung die Gewährung einer Teuerungszulage von 10 Proz. des Anfangsgehalts für die nicht zum Militärdienst eingezogenen verheirateten Beamten und Angestellten, soweit sie ein Diensteinkommen von nicht mehr als 2100 Mark beziehen, bis auf weiteres vom 1. Juli 1915 an, und die dauernde Erhöhung der Feldhüter- und Nachtwächtergehälter um 180 Mk. (anstelle der erwähnten Teuerungszulage) vom 1. April 1915 ab.
  
Im übrigen soll es bei der Fortzahlung der Hälfte oder eines geringeren Teiles des Gehalts an die zum Kriegsdienst einberufenen verheirateten Angestellten und an solche, die Ernährer unterhaltspflichtiger Angehöriger sind, bleiben.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Anzeigen im General-Anzeiger vom 25. August 1915Gewinnung von Oel aus Unkrautsamen. In vielen Fällen wird in diesem Jahre besonders in der Sommerfrucht recht viel Unkrautsamen bei der Ernte sich aussieben. In früheren Jahrzehnten ist dieser Unkrautsamen, insbesondere Hederich und Senf, zur Oelbereitung mitbenutzt worden. Da in diesem Jahre bekanntlich Oele und Fette sehr knapp sind, seien die Landwirte dringend darauf hingewiesen, möglichst die Unkrautsamen zu sammeln und zur Oelmühle zu schaffen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Mitbürger, zeichnet Wochenbeiträge für die Bonner Volksspende! So kann man jeden Tag in der Zeitung lesen und wie gerne möchte man sich an diesem guten Werk beteiligen, kann man doch für unsere tapferen Krieger nicht genug tun. Um der Volksspende auch in den Kreisen der nicht gerade Begüterten einen durchschlagenden Erfolg zu sichern, wäre es an der Zeit, daß die Lebensmittelpreise heruntergesetzt würden. Weshalb sind in diesem Jahre die Kartoffeln so teuer? Wo man doch überall hört, daß sie so gut geraten sind. Oder werden sie wieder aufbewahrt zum Verfaulen? Im vorigen Jahr war ich zufällig auf dem Markt, als gleich nach Ausbruch des Krieges die Kartoffeln auf den Höchstpreis von 6 Mark gesetzt wurden. Später kam noch ein Wagen mit Kartoffeln an, und die Eigentümerin, welche bei der Preisfestsetzung nicht anwesend war, forderte 10 Mark. Das gab nun gleich einen Menschenauflauf, und die Herren Polizisten werden sich wohl noch erinnern können, daß sie einschreiten mußten, um die Eigentümerin zu schützen. Weshalb muß man aber nun in diesem Jahre und um diese Zeit 7,50 bis 8 Mark bezahlen und im Einzel-Pfund 8 bis 9 Pfennig?
   Also könnet man unter die Zeilen, Mitbürger, zeichnet Wochenbeiträge, auch: Herunter mit den Kartoffelpreisen setzen, sowie bei den anderen Lebensmittelpreisen! Eine Beamtenfrau, welche mit ihrem Monatsgehalt rechnen muß.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)