Montag, 28. Juni 1915

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 28. Juni 1915Die Stellung der Hausfrau in der Volkswirtschaft. In der Kriegskochausstellung des Ausschusses für hauswirtschaftliche Kriegshilfe und des Bonner Hausfrauenbundes sprach (…) Syndikus Dr. Rudolf Albrecht aus Düsseldorf über die Stellung der Hausfrau in der Volkswirtschaft. Er führte etwas aus: Zu dem Kriegsplan Englands gehörte auch die Aushungerung des nichtkämpfenden deutschen Volkes, eine Tat der Roheit, wie sie die Weltgeschichte bisher nicht gekannt hat. Der Plan Englands ist zuschanden geworden, die deutschen Hausfrauen haben sich willig der entsprechenden Führung untergeordnet und den Feind mit dem Kochlöffel aus dem Lande hinaus gejagt. So begrüßenswert dieser Erfolg ist, so anerkennenswert ist aber auch, daß der breitesten Oeffentlichkeit zum ersten Male die Augen aufgegangen sind über die Wichtigkeit der Hausfrauenarbeit für unsere gesamte Volkswirtschaft. (…) Die engeren Aufgaben der Hausfrau werden bestimmt durch die Wohnung, die Ernährung der Familie und die Erziehung der Kinder. (…) Zur Erreichung aller vorher genannten Ziele kommt es zunächst immer wieder auf die einzelne Hausfrau an. Sie muß zuerst ihre Aufgaben bis in alle Einzelheiten erkennen und zu erfüllen suchen. Manches davon ist aber ohne die Mitwirkung der Gemeinden und des Staates nicht durchführbar. Darum haben die Hausfrauen nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihnen der gebührende Einfluß auf Verwaltung und Gesetzgebung eingeräumt werde. Vieles muß noch erreicht werden auf diesem Gebiete, wenn auch nicht verkannt werden soll, daß in dieser ernsten Zeit die Hausfrauen voll und ganz ihre Schuldigkeit getan haben, sodaß sie mit Recht von sich sagen können: „Lieb Vaterland magst ruhig sein, fest steht und treu Hausfrauenwacht am Rhein.“

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 28. Juni 1915Bonner Männer-Gesang-Verein. Vor kurzem ist in Köln am Gürzenich eine Figur, darstellend den „Kölsche Boor“, aufgestellt worden, die durch Einschlagen von Nägeln mit einem Eisenpanzer versehen werden soll. Das Einschlagen der Nägel erfolgt gegen Entrichtung eines bestimmten Geldbetrages. Der Reinertrag ist zum Besten der Kriegshilfe bezw. des Roten Kreuzes bestimmt. In Darmstadt ist für ähnliche Zwecke eine Figur in Form eines eisernen Kreuzes aufgestellt worden. Auch in Bonn ist der Plan zur Aufstellung einer in dieser Weise zu benagelnden Figur aufgetaucht. (…) Wie wir soeben erfahren, hat der Bonner Männer-Gesang-Verein in seiner letzten Vorstandsitzung beschlossen, der Verwirklichung des Planes sofort näherzutreten. (…)

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

  

Ein reizender Vorschlag. Bekanntlich will man auch hier in Bonn eine Figur aufstellen, die zum Besten der Kriegshilfe „vernagelt“ werden soll. Was die Figur darstellen soll, ist bisher noch nicht erörtert worden. Viele sind der Meinung, daß es die Bonna sein müßte, der die Ehre zuteil werden soll. Ein Leser unseres Blattes ist jedoch anderer Ansicht. Er bittet uns, dafür einzutreten, Sir Edward Grey auszuhauen und den Bonnern zur Vernagelung vorzuführen. Er verspricht sich mit diesem Gentleman einen großartigen Erfolg, denn jeder Bonner würde sich ein Vergnügen daraus machen, den edlen Herrn gründlich zu vernageln. Die Sache hat etwas für sich.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)