Donnerstag, 27. Mai 1915

   

Ertrunken ist am Sonntag abend auf der Fahrt zwischen Bonn und Wesseling ein 15jähriger Schiffsjunge des „Albertus Magnus“. Der Junge war gegen das Verbot über die Reling geklettert, um mit einem Eimer Wasser zu schöpfen, dabei stürzte er in den Strom und ertrank.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 27. Mai 1915Anzeige im General-Anzeiger vom 27. Mai 1915Schnakenplage. In diesem Jahre treten die Schnaken sehr stark auf und haben manchem Pfingstausflügler arg mitgespielt. Namentlich im Kottenforst machen sich augenblicklich diese kleine, aber recht lästigen Tierchen bemerkbar. Sie stürzen sich auf die ahnungslose Menschheit, um heimtückisch ihre Stacheln einzubohren. Salmiakgeist ist ein gutes Mittel gegen diese Plagegeister, aber auch dieses Mittel hilft nicht immer, wenn man den Stich erst merkt, wenn sich das lästige Jucken bereits bemerkbar macht. Vorheriges Einreiben mit einer scharfriechenden Flüssigkeit ist zu empfehlen. Aber ohne ein Fläschchen Salmiakgeist soll man in dieser Zeit überhaupt keine Waldwanderungen antreten. Vor allem aber muß man diejenigen Stellen nicht zum Lagerplatz aussuchen, an denen sich kleine Sümpfe oder Weiher befinden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 27. Mai 1915Drei sonderbare Erzählungen gingen in den letzten Wochen von Mund zu Mund. Danach wurde von einem Knaben bzw. einer Frau bzw. einem Schäfer schon vor einem Jahr vorhergesagt, daß „in diesem Sommer“ der Krieg kommen werde, und auf weiteres Drängen hätten sie sich dann auch über einen Friedensschluß geäußert, der nach der Vorhersage des Knaben im März, nach der der Frau am 27. April, nach der des hellseherischen Schäfers aber im Mai kommen sollte. Alle drei Erzählungen schlossen mit der Beteuerung der Betreffenden: Dies wird sich ereignen, so wahr ich selbst vorher sterben werde, und dann mit der Bekräftigung: der Knabe, die Frau, der Schäfer – ist dann auch wirklich Ende Januar bzw. Februar bzw. März gestorben. Diese Erzählungen zeigen, wie in angstvoll aufgeregten Zeiten, wie der jetzigen, sich die Volksdichtung betätigt, und wie grausam und berechnend sie in allen drei Fällen das Seltsam-Schauerliche jeder einzelnen Weissagung steigert.
   Nur hüte man sich, solchen Phantasiegebilden, die sich in veränderter Form sicher wiederholen werden, Glauben zu schenken.

Die jungen Vögel der ersten Brut haben das Nest verlassen. Unbeholfen flattern sie singend und zwitschernd von Ast zu Ast. Verschiedene, immer die Nesthäkchen der einzelnen Bruten, sind noch wenig flügge, erst in ein paar Tagen können sie ordentlich fliegen, wenn sie nicht von Menschen oder Tieren gefangen werden oder sonst zugrunde gehen. Die Vogeleltern sind von früh bis spät beschäftigt, ihren Jungen Futter herbeizuschaffen. Infolge ihrer Unbeholfenheit in der Flugkunst sind die Jungen vorläufig noch sehr zutraulich, aber wehe wenn sich ihnen Menschen oder gar Katzen oder sonstiges Getier nähern sollten. Die Alten, welche ihre Vogelkinder fortwährend im Auge behalten, erheben dann ein fürchterliches Angst- oder Warnungsgeschrei und umfliegen in allernächster Nähe die Betreffenden, bis er sich entfernt hat oder bis das junge Vögelchen davongeflogen ist.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)