Samstag, 24. April 1915

 

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 24. April 1915Der Krieg und die Mode. Ueber dieses Thema sprach in einer vom Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe veranstalteten Versammlung Frau Stryowski-Baedeker aus Essen. Die Vortragende übersieht keineswegs die Schwierigkeiten, die bei der Schaffungeiner deutschen Mode zu überwinden sind. Aber es besteht nun, mehr als jemals, die Notwendigkeit und die Pflicht, eine deutsche Mode zu schaffen. Versuche, uns von der Herrschaft der Pariser Mode und der oft so tollen Einfälle der Pariser Modeschneider zu befreien, hat es ja immer schon gegeben. Jetzt aber beginnt es ernst zu werden. Jetzt soll aus diesen immerhin vereinzelten Bestrebungen nach einer Frauenkleidung der deutschen Körperkultur und des geläuterten Geschmackes eine Bewegung aller deutschen Frauen werden, die den ernsten Willen haben, eine selbständige deutsche Mode zu schaffen. Dabei soll sich diese Mode nicht ängstlich gegen alle Einflüsse von außen abschließen. Diese Mode wird trotzdem deutsch und selbständig sein, wenn sie von dem Grundsatz geleitet wird: eine Kleidung zu schaffen, die dem Körper und dem Empfindungsleben der deutschen Frau angepasst ist. Wenn die deutschen Frauen so lange wahllos nachgeahmt haben, was man in Paris für schön, für schick, für geschmackvoll hielt, so müssen sie jetzt vor allem eines lernen: selbst urteilen, selbst wählen, selbst wissen, was in der Kleidung für ire Eigenart, ihren Körper und ihren Charakter paßt. Hierbei soll die deutsche Frau bedenken, daß es in Deutschland immer die Sitte und der Stolz der Frau war, die gesunde und kräftige Gefährtin des Mannes zu sein. Das soll sich auch in der Art ausdrücken, wie sich die deutsche Frau kleidet. Die ehrliche deutsche Sitte soll in der Mode wieder zum Ausdruck kommen. Als Mittel, wie eine deutsche Mode nach diesen Leitsätzen zu schaffen sei, empfiehlt die Vortragende vor allem die Bildung des persönlichen Geschmackes. Jede, auch die geringste Frau muß „soweit vorgebildet“ sein, daß sie bei der Wahl ihrer Kleidung weiß, was zu ihr paßt. Sie muß wissen, was sie will und was sie kleidet. Und qualitativ wird der Schnitt der beste sein, der die Eigenart einer Frau am besten auszudrücken vermag. Da die Schaffung einer deutschen selbständigen Mode auch ihre sehr große wirtschaftliche Bedeutung hat, so soll die deutsche Frau in Zukunft alle Modeerzeugnisse fremder Länder zurückweisen, um die Riesensummen, die bisher für Modearbeiten ins Ausland gingen, der deutschen Volkswirtschaft zu erhalten. Weiter empfiehlt die Vortragende die Einrichtung und Förderung von Nähschulen, Unterricht in Materialkenntnis und gediegene Fachschulen für Schneiderinnen und Näherinnen. An den Vortrag schloß sich eine Aussprache, worauf in einem Schlusswort Frau Stryowski-Baedeker noch einmal ihren Standpunkt betonte, der im allgemeinen die längst bekannten, schon oft erörterten Grundsätze der Reformtracht und des „Eigenkleides“ vertritt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Bonner Landwehrmänner im Osten

Tief verschleiert, einsam stille
Liegt das Tal, das Bächlein rauscht;
Während dort am Uferrande
Landwehrmann auf Posten lauscht.

Denn der Krieg, der grausam strenge,
Rief ihn hier an diesen Ort,
Riß ihn von der Liebsten Seite.
Riß ihn aus der Heimat fort.

Treulich folgte er dem Rufe
Seines hohen Landesherrn.
Um zu kämpfen und zu bluten
Für des Vaterlandes Stern.

Jetzo steht auf seinem Posten
Hier der wackere Landwehrmann;
Und im fernen weiten Osten
Fängt der Tag zu grauen an.

Nacht entschwindet, lieblich helle
Liegt das Tal im Sonnenglanz;
Schönes Bild, das Bild vom Siege
Nach des finstern Krieges Tanz.

Landwehrmann wischt eine Träne
Leise ab, mit stummer Hand;
Ob er sie wird wiedersehen
Die ihm lieb im Heimatland?

Verfasser zeichnen:
Hans Fischer aus Bonn,
Heinr. Gollman aus Bonn;
Jean Busch aus Bonn
Jean Bachem aus Walberberg bei Brühl

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

In die Baumblüte läßt die Vorgebirgsbahn jetzt Sonderzüge fahren. Der Fahrplan wird im Inseratenteil der nächsten Nummer veröffentlicht.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)