Mittwoch, 6. Januar 1915

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. Januar 1915Die Quartierwirte werden gebeten, von den etwa bei ihnen von den einquartierten Militärpersonen zurückgelassenen Ausrüstungsstücken, dem Garnisonkommando Mitteilung zu machen.

Pförtner statt Portier. Die Staatsbahnverwaltung hat für ihre Dienststellen folgende Verfügung erlassen: „Die Bahnhofspförtner, die noch mit den alten Brustschildern mit der Aufschrift „Portier“ ausgerüstet sind, sollen jetzt solche mit der vorschriftsmäßigen Bezeichnung „Pförtner“ erhalten.“ – Damit wird amtlich ein häufig ausgedrückter Wunsch erfüllt. Hoffentlich wird jetzt überall die Bezeichnung „Pförtner“ eingeführt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Sündhafte Verschleuderung von Brot.
Heutzutage, wo von allen Seiten auf Sparsamkeit mit dem Brot angedrungen wird, ist es doppelt ärgerlich, es verschleudert zu sehen. Wer z.B. am Silvestertage durch die Wörthstraße ging, sah da auf der Seite unter den Büschen einen ganzen Korb Brot weggeschüttet, – dicke Schnitten, Viertel- und Achtelbrote, Weiß- und Graubrot, alles lag da im Regen und Dreck. Die Bewohner jener und anderer Gegenden wissen, daß seit Ausbruch des Krieges arme Kinder aus den Vororten immer wieder zum Betteln kommen, was die Polizei offenbar nicht zu verhindern versteht. Die Kinder bitten um Brot; man merkt aber leicht, daß sie lieber noch andere Gaben nehmen oder es eigentlich hierauf abgesehen haben. Nachher werfen sie weg, was ihnen nicht paßt. Daß auf diese Weise das Brot verkommt, dürfte nicht geschehen. Wenn Arme an der Tür um Essen bitten, gebe man ihnen nur, was sie sofort vor dem Weggehen verzehren. K. D. B.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Eingesandt“)

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. Januar 1915Auszeichnung. Dem Musketier Sally Boos aus Bonn wurde vom Großherzog von Oldenburg das Peter-Friedrich-Ludwig-Kreuz 2. Klasse verliehen. Boos wird seit dem 31. Oktober v. J. vermißt, weshalb die Auszeichnung an seine Eltern kam.

Macht totes Kapital lebendig! In ganz Deutschland ist eine Metallsammlung gegen Kriegsnot organisiert worden, die den Zweck hat, die in manchem Haushalt vorhandenen, für den einzelnen wertlosen Schätze einzusammeln und der Heeresverwaltung zur Verfügung zu stellen. Mancher, der bisher noch nicht in der Lage war, für das allgemeine Wohl etwas beizutragen, kann sich so für das Vaterland nützlich machen. Es dürfte nicht unbekannt sein, daß unsere Feinde, insbesondere England, unsere Metalleinfuhr zu hindern suchen. Um so dankenswerter ist die Aufgabe, sich vom Ausland für alle Fälle unabhängig zu machen, zumal wir nicht wissen können, wie lange der Krieg noch dauern wird. Besonders werden alle Schulen und Vereine aufgefordert, sammeln zu helfen. Berlin hat bereits in wenigen Wochen Metallwerte von über eine Viertelmillion Mark zusammengebracht; die dortigen Schulkinder allein über 30000 Mark. Was alles gesammelt werden kann? Alle Metallwaren, außer Eisen und Blech, also ausländisches Geld, alte Münzen, Gold- und Silbergegenstände, Blei, Stanniol, Kapseln, Messingwaren, besonders aber Kupfer und Zinn. Vertrauensmann für Bonn, wo sich demnächst ein Sonderausschuß bilden wird, ist Herr Dr. Kühn, in dessen Wohnung, Siebengebirgsstraße 2 (Telephon 205) sich eine Sammelstelle befindet. Größere Mengen Metall werden auf Wunsch gerne abgeholt. Noch einige Herren und Damen, die sich in den Dienst der guten Sache stellen wollen, werden gebeten, ihre Adresse bekannt zu geben.

 (Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Die Sammlung für Rethel hat trotz der Kürze der Zeit einen sehr schönen Erfolg gehabt; es gingen ein: 700 Mark in bar, viele Wäsche und Liebesgaben. Der Lazarettzug hat alles mitgenommen. Allen genannten und ungenannten Gebern sei herzlich gedankt. Da der Zug in 14 Tagen wieder nach Rethel fährt, werden weitere Gaben noch angenommen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)