Donnerstag, 31. Dezember 1914

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 31. Dezember 1914Der Bonner Lazarettzug ist am letzten Freitag von seiner ersten Fahrt zurückgekehrt Von zuständigerSeite ist erklärt worden, daß die Anforderungen, welche an den möglichst schonenden und raschen Transport unserer wackeren verwundeten Krieger von der Front nach den Heimatlazaretten heute gestellt werden müssen, mit gutem Erfolge auch von dem Bonner Zuge bewältigt worden sind. 260 größtenteils Schwerverwundete sind aus der Gegend von Rethel aufgenommen worden. In verhältnismäßig rascherFahrt ging es über die Pfalz in das schöne schwäbische Land, wo bestimmungsmäßig in Heilbronn und Umgebung der weitaus größte Teil der Verwundeten ausgeladen wurde, aber auch unsere Stadt erhielt eine Anzahl von ihnen. Der Schluß der Fahrt geschah in der Christnacht. Eine wunderschöne Weihnachtsfeier, teils in den einzelnen Wagen der Verwundeten, teils im Mannschaftswagen, vereinte das gesamte Personal. (...) Niemand von ihnen wird diese erhebenden Stunden vergessen. Schon die Tatsache einer möglichen Weihnachtsfeier im fahrenden Zuge zeigt, wie sehr liebevoll sorgende Hände gewacht haben, und unsere tapferen Soldaten vergaßen wohl für Augenblicke all ihr Weh. Dankbare Blicke und Worte lohnten die so aufgewendete Mühe. – (...)

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 31. Dezember 1914Stadttheater. Man schreibt uns: Für den Silvesterabend hat die Theaterleitung drei Einakter angesetzt, die jedem Geschmack Rechnung tragen dürften. Den Auftakt bildet das stimmungsvolle Lebensbild von Ernst Wichert: „Das Eiserne Kreuz“, dann folgt der immer wieder gerne gesehene Scherz von Louis Schneider: „Der Kurmärker und die Pikarde“. Den zweiten Teil der Vorstellung bildet das hier seit vielen Jahren nicht gegebene „Fest der Handwerker“ von Angely. Dieses humorvolle Singspiel ist überall wieder zu Ehren gekommen, in Berlin hält es sich ständig auf dem Spielplan des Kleinen Theaters. Der musikalische Teil ist von Herrn Kapellmeister Sauer eingeübt worden.

Für die Silvesternacht ist für die sämtlichen Wirtschaften im Polizeibezirk Bonn (Gastwirtschaften, Schankwirtschaften, alkoholfreie Wirtschaften, Kaffee-Wirtschaften usw.) die Polizeistunde allgemein auf 1 Uhr festgesetzt. (...) Durch diese Verordnung wird das Silvestertreiben auf den Straßen eingedämmt werden. Mit Recht! In den jetzigen furchtbar ernsten Zeiten ist lärmendes Straßentreiben nicht am Platze. Für Silvesterfeiern ist jetzt nicht Zeit noch Stunde. Es entspricht der ernsten Gegenwart und der weltgeschichtlichen Bedeutung dieser Jahreswende, wenn sich in Ruhe und Stille der Jahreswechsel von 1914 zu 1915 vollzieht.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Der städtische Kartoffelverkauf, Bachstraße, Ecke Thomastraße, findet vom 1. – 4. Januar nicht statt. Fortsetzung des Verkaufs von Dienstag, den 5. Januar ab täglich vormittags 8 – 12 Uhr zu dem ermäßigten Preise von 4,15 Mark für den Zentner und 1,30 Mark für 30 Pfund.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)