Freitag, 25. September 1914

Am 24. beginnt die Belagerung der in Galizien gelegenen österreichischen Festung Przemysl durch russische Truppen.

 

Das Eiserne Kreuz haben erhalten: Oberleutnant Brunek, der bei Vitry schwer verwundet worden ist und zurzeit hier im Herz-Jesu-Hospital liegt, und Dr. Reichensperger, Leutnant d. R. und Adjutant im Inf.-Rgt. Nr. 65.

Mit neun Kraftwagen voller Liebesgaben zur Front. Gestern Vormittag 10 Uhr fuhren neun Kraftwagen, schwer beladen mit Liebesgaben, vom Münsterplatz ab, an die Front unserer kämpfenden Truppen. Dies ist die erste Veranstaltung dieser Art, und wir hoffen, daß sich ihr noch viele anreihen mögen. Notwendig hierfür ist jedoch, daß alle Mitbürger sich zusammen tun und nach wie vor, eingedenk der Taten unserer Truppen, Liebesgaben in reichlicher Menge senden. Die Fahrt wurde aufs sorgfältigste vorbereitet und die Genehmigungen hierfür sind durch das Generalkommando und das Oberpräsidium in Koblenz erteilt worden. Sie geht heute bis Trier; dort wird übernachtet und morgen früh geht es über Luxemburg weiter ins Feindesland, zunächst bis nach Stenay. Von hier aus sollen die Wagen staffelweise, je nach der Stellung der Truppen, zur Front geleitet werden. In erster Linie sollen dabei die in Bonn garnisonierenden Truppen versorgt werden. Das ergibt sich schon aus dem Grunde als Notwendigkeit, weil eine große Menge von persönlich adressierten Paketen mit allerlei Liebesgaben mitgegeben sind und fast zwei Kraftwagen füllen. Die neun Kraftwagen, die selbstlos in den Dienst der Sache gestellt wurden, sind von Prof. A. Pflüger, Prof. Dr. Eversheim, Kaufmann Bachem, Fabrikant Berger – Mehlem, Kaufmann Kappel – Bornheim, Graf von Hachenburg – Godesberg, Kaufmann Neumann – Andernach, Kaufmann Heinrich – Godesberg und Kaufmann Lauffs – Bonn. Die Fahrleitung haben die Herren Hauptmann v. Stuckrad, der zur Zeit verwundet in Bonn weilt, und Dr. Krantz übernommen. Außerdem fuhren die Stadtverordneten Chrysant und Bankdirektor Weber mit. Eine große Menschenmenge winkte dieser Fahrt auf dem Münsterplatz ihre Abschiedsgrüße zu. Herr Oberbürgermeister Spiritus und Herr General Ratz v. Frentz wohnten der Abfahrt persönlich bei. Wir hoffen, daß die Erfahrung, die diese Fahrt uns bringt, den weiteren Fahrten in ausreichender Weise zunutzen kommt. Wenn die nötige Zahl von Kraftwagen wieder bereitgestellt wird, so soll in nächster Woche eine neue Fahrt erfolgen. Alle Bürger werden daher darauf hingewiesen, daß es eine Ehrenpflicht ist, Liebesgaben unsern braven Truppen, die manche Entbehrung erdulden müssen, mitzusenden. Die Sammelstelle in der Diskonto-Bank nimmt jede Art dieser Liebesgaben dankbarst entgegen. Besonders notwendig sind: Tabak aller Art, Zigarrentaschen, Geldtaschen, Schokolade, Lebkuchen, Dauerwurst, wollene Strümpfe, Unterjacken, Hosenträger, Taschentücher, Pulswärmer, Ohrenschützer, Briefpapier, Postkarten, Kerzen, Handlaternen, Streichhölzer und Sicherheitsnadeln.

Städtische Beihilfe für bedürftige Angehörige der Krieger. Die Stadt Bonn beabsichtigt, von nächster Woche an einen Teil der bisher den bedürftigen Angehörigen von Kriegteilnehmern gewährten städtischen Beihilfe nicht mehr im baren Gelde, sondern in Form von Lebensmitteln zu verabfolgen. Außer Brot gelangt vorläufig zur Ausgabe Mehl, Reis, Gerste und Malzkaffee.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten")

 

Der Pfadfinder St. von der 3. Feld-Komp. wurde heute nachmittag in der Nähe des Josefshofes von einem Radfahrer, der mit dem Browning in der Faust an ihm vorbeisauste, in die rechte Hand geschossen. Er erlitt leichte Verletzungen. Der Radfahrer entkam in rasender Eile in der Richtung auf Köln zu. Der junge Mann wurde im Friedrich-Wilhelm-Stift verbunden.

In den hiesigen Lazaretten sind bis jetzt 25 Verwundete ihren Verletzungen erlegen, darunter zwei Franzosen.

Anzeige im General-Anzeiger vom 25. September 1914Schulentlassung. Die zahlreich eingegangenen Gesuche um vorzeitige Entlassung von Kindern des 8. Schuljahres der ländlichen Volksschulen sind von der vorgesetzten Behörde unter Hinweis auf den Wortlaut des ministeriellen Erlasses abschlägig beschieden worden. Sie müssen also bis Ostern des nächsten Jahres die Schule weiter besuchen; jedoch wurde den Eltern anheim gegeben, in besonders dringenden Fällen, wo beispielsweise der Ernährer der Familie in den Krieg einberufen wurde, für die betr. Kinder einen längeren Urlaub schriftlich zu beantragen.

Die Vereinigung Bonner Frauenvereine hatte die Bonner Hausfrauen gestern gestern abend zur Germaniahalle gerufen, wo Herr Dr. Junge über ein zeitgemäßes Thema sprach. „Wie rüsten sich unsere Hausfrauen in der Kriegszeit gegen Nahrungsmittelnot.“ Der Einladung waren die Bonner Hausfrauen so zahlreich gefolgt, daß ein fast lebensgefährliches Gedränge entstand und schleunigst ein Plakat an den Eingangstüren befestigt wurde: „Wegen Ueberfüllung hat Niemand mehr Zutritt!“ Der Vortragende wies auf die Kriegslage hin und die damit verbundene Schwierigkeit, verschiedene Waren, insbesondere Nahrungsmittel, vom Ausland einzubringen. Für jede Hausfrau sei es Pflicht, Vorsorge zu treffen, damit selbst die Dinge, welche sonst weniger beachtet würden, nicht verkämen. Wenn auch Deutschland nicht ausgehungert werden könne, wie unsere Feinde das beabsichtigten, so möchten sich die Hausfrauen doch darauf einrichten, auch mit möglichst geringen Mitteln eine möglichst nahrhafte, gute Kost zuzubereiten. Insbesondere gelte es jetzt im Herbst Obst zu verwerten, sei es durch Einkochen, Dörren oder dergl. Wie das im einzelnen zu machen sei, darüber äußerte sich der Redner eingehend, und in der nachfolgenden Aussprache wurde ferner der weiteren Anregung des Redners, gegenseitig Rezepte auszutauschen, von den Hausfrauen in ausgiebigsten Maß Folge geleistet. Die außerordentliche Zugkraft dieses Vortrages hat den Vorstand bewogen, demnächst weitere Abende abzuhalten, um näher über das Thema in kleineren Kreisen ausführlicher zu sprechen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Was fehlt? Unterkunft für Besucher der Verwundeten. Gestern traf ich zwei Frauen, die ihren verwundeten Sohn und Bruder besucht hatten. Da sie ihr letztes Geld für die Reise ausgegeben, wussten sie kein Unterkommen, denn sie konnten abends nicht mehr zurück, die Herfahrt hatte von morgens 6 bis nachmittags 4 Uhr gedauert. Welch rührende Dankbarkeit, als ich sie mit mir nahm. Eine Frau musste sich mit ihrem blinden Sohne, der beide Augen durch eine Kugel verloren, nochmals zur Untersuchung der Augen stellen. Als sie im Lazarett ankam, hieß es: wir können erst morgen 9 Uhr. Wo sollte die Arme bleiben, wenn ich nicht glücklicherweise durch eine Krankenpflegerin davon erfuhr! Ich bin überzeugt, daß viele solche Leute gerne für eine Nacht unterbringen und verpflegen; es müßte eine Stelle geben, die sich dafür verwendet. I.

Gebt Wolle umsonst! Ein jeder, der sich im Stricken betätigen will, kann Lessingstraße 38 Wolle unentgeltlich abholen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

 

Mit Liebesgaben für unsere Truppen nach der Front.

Von Hans Heinrichs, Mehlem a.Rh.

Das fortwährende Jammern unserer Truppen nach Tabak, sonstigen Genußmitteln und allen möglichen Kleinigkeiten, veranlaßte mich, nach einem Partner zu suchen, mit dem ich gemeinsam eine Autofahrt in Feindesland zur Verteilung von Liebesgaben an unsere tapferen Offiziere und Mannschaften unternehmen konnte.

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 25. September 1914Den Kamerad fand ich bald in einem Leutnant der Reserve und schon am Tage nach der ersten Besprechung am 15. September, konnten wir mit Liebesgaben, die uns bereitwillig von Privatpersonen aus Mehlem und den Ausschüssen der Kriegshilfen in Godesberg und Bonn zur Verfügung gestellt wurden und zwar in beträchtlichen Mengen, mit dem hochgefüllten Wagen abfahren.

In Koffern, Kisten und Paketen hatten wir tausende Zigarren und Zigaretten, Pfeifen, Zigarrenspitzen, Zündhölzer, Pfeffermünzplätzchen, Schokolade, eine Anzahl Flaschen Kognak, Kakes, Strümpfe, Taschentücher, Fußlappen, Pulswärmer, Unterzeuge, im Ganzen mehrere Zentner und war es rührend anzusehen, wie keiner im Geben zurückstehen wollte.

In flotter Fahrt ging es bereits am Nachmittag über Meckenheim, Adenau durch die Eifel nach Manderscheid und am nächsten Morgen noch bei Nebelgrauen steuerte ich meinen Wagen durch die herrlichen Eifelwälder durch tiefe Täler und über steile Höhen nach der Westgrenze.

Den nötigen Passagierschein erhielten wir anstandslos in der letzten Garnison und ebenso die Erlaubnis zur Benzinfassung, was uns eigentlich die meiste Sorge gemacht hatte, da eine von der hiesigen Lokallazarettbehörde ausgestellte Bescheinigung sich leider als wertlos herausstellte.

Das Kaiserliche Hauptquartier erreichten wir um die Mittagszeit, nachdem uns zwei Pneupannen einen nicht gewünschten Aufenthalt aufzwangen und wir infolge dessen um keine weitere Zeit zu verlieren auf eine Mittagspause verzichten müssen.

Vom Chef des Kaiserlichen Automobilparkes erhielten wir mit größter Liebenswürdigkeit Auskunft über die Weiterführung der Fahrt zum Heere unseres Kronprinzen und beglückwünschte man uns zu dem Entschluß, die Fahrt so weit als möglich in die Gefechtslinie auszudehnen, da die Truppen, die seit Wochen in hartem Kampfe ständen, die Gaben am Nötigsten gebrauchten.

Nach Füllung unseres Benzintanks ging es der Grenze zu in Feindesland und sahen wir kurz nach dem Ueberschreiten schon die ersten schauerigen Bilder.

Das schöne Dorf Besancon mit geraden breiten Straßen und gediegenen Steinhäusern ist völlig ausgebrannt, die Umfassungsmauern der Häuser stehen noch meistens, zeigen aber überall Kugelspuren, besonders an den Fensteröffnungen. Die zu hoch gegangenen Geschosse haben das Kirchturmdach und das Schiff durchlöchert wie ein Sieb.

Hier und da sieht man verschüchterte Belgier, Frauen, Männer, und Kinder unter dem Rest eines Daches zusammenstehen, um sich vor dem unaufhörlichen niedergehenden Regen zu schützen, ein Bild des Jammers und des Elends. Hat man das unversehrte neutrale Luxemburg passiert und sieht nun hier die fürchterliche Verwüstung, so fragt man sich unwillkürlich, warum hat Belgien dieses Unglück auf sein Haupt beschworen.

Wir achteten nicht des Unwetters, das in Sturm und Regen immer schlimmer wurde und unsere Gesichter wie mit Messerklingen bearbeitete, wir fuhren mit Vollgas, um dem Ort des Grauens zu entweichen, aber vergeblich; gleich waren wir an Schützengräben angelangt, wo der Tod reiche Ernte gehalten hatte.

Massengräber, Pferdekadaver und hunderte Tornister, Monturstücke und haufenweise verschlagene belgische Gewehre wiesen auf den mörderischen Kampf hin, der hier gleich zu Anfang des Krieges gewütet hatte, aber von unseren Truppen siegreich bestritten wurde.

Sparsam begannen wir in den nächsten Orten mit der Verteilung von einzelnen Zigarren an die Wachen, meistens nur Württemberger, alles stramme Landstürmer, die mit ihren vollen gebräunten Wangen und kräftigen Figuren einen vorzüglichen Eindruck machten.

Erst bei Eintritt der Dämmerung erreichten wir unser Ziel, das Quartier unseres Kronprinzen und konnten wir unsere großen Vorräte seiner Kaiserlichen Hoheit zur Verfügung stellen. Die Spenden wurden mit herzlichem Dank akzeptiert und der Empfang in einem liebenswürdigen Schreiben mit persönlicher Unterschrift bestätigt.

Gleichzeitig wurde uns freigestellt die Verteilung am nächsten Morgen in der äußersten Front selbst vorzunehmen.

Von den Offizieren der Kommandantur zum Abendbrot in liebenswürdiger Weise eingeladen, konnten wir für unsere Fahrt am nächsten Tage manches nützliche erfahren. Eine passende Unterkunft für die Nacht zu finden war nicht leicht, zufällig war das Zimmer eines Generals für die Nacht frei und machte uns die recht freundliche französische Wirtin noch ein zweites Lager auf der Erde, sodaß, wenn wir auch schlecht schliefen, doch wenigstens in einem sicheren Hause Unterkunft gefunden hatten.

Unseren Wagen, der von einem Doppelposten über Nacht bewacht worden war, nahmen wir zeitig am Morgen in Empfang und dann ging eine recht beschwerliche Fahrt nach der Front an.

Die sonst sehr guten französischen Landstraßen sind durch die fortwährenden Transporte und auch durch Einschlagen der Granaten herzlich schlecht, zumal der kalkhaltige Belag der Straße durch den fortwährenden Regen total aufgeweicht ist. Dreiviertel der Breite des Weges wird durch endlose Munitionskolonnenwagen eingenommen und auf der freibleibenden schmalen Strecke läuft man fortwährend Gefahr des Abgleitens in den Straßengraben. Wir hatten aber Glück, es passierte nichts und kamen ohne Störung bis in das hochgelegene, ehemals herrlich, aber jetzt vollständig zerstörte Dorf X in der Nähe von Verdun.

Hier war seit einigen Tagen ein unentschiedenes Artilleriegefecht im Gange und stand der Feind in gedeckter Stellung 2½ Kilometer entfernt. Langsam aber regelmäßig sah man unsere Granaten in blauem Dampf platzen, während die der Franzosen mit großer Munitionsverschwendung ohne besonderen Schaden anzurichten, unsere Stellung beschossen und schlugen die feindlichen Geschosse bis auf 200 Meter bei unserem Standorte ein.

Hier in der vordersten Gefechtslinie griffen wir zum ersten Mal tief in unsere Vorräte und verteilten die Hälfte derselben; welche Freude erstrahlte aus den Augen unserer braven Landwehrleute als sie den seit Wochen vermißten Tabak bekamen.

Der Dienst ist schwer in den Schützengräben und die Gefahr groß, gerade hier fehlen die Genußmittel, wo sie nötiger sind als an vielen anderen Stellen.

Unsern Aufenthalt hier oben dehnten wir nicht länger als nötig aus, zumal auf dem Rückwege ein Abschneiden unseres Wagens möglich schien und wir auch auf unsere exponierte Stellung dem Feinde ein recht gutes Ziel boten.

Eine Beklemmung löste sich doch von uns, als wir den Abstieg auf den schlüpfrigen Kurven mit den frisch einschlagenden feindlichen Geschossen überwunden hatten und wir uns den abkochenden und Aepfel schlagenden Bayerischen Regimentern näherten.

Hier begrüßten uns Offiziere und Mannschaften wie Kinder unter dem Weihnachtsbaum und manche Freudenträne floß als man sah, wie die ganze Nation bestrebt ist, unseren Kriegern das harte Los zu erleichtern.

Bis auf ein Sechstel unserer Ladung blieb alles hier und nachdem wir von den Offizieren, die auch wochenlang keine Nachricht von Hause erhalten hatten, die Adressen Ihrer Lieben in der Heimat notiert hatten, um sofort bei der ersten deutschen Station Nachricht an dieselben zu geben, verabschiedeten wir uns mit herzlichem Händedruck und ein vielstimmiges „Auf Wiedersehen“ wurde uns nachgerufen.

Den Rest unserer Gaben erhielten die Verwundeten und eine Abteilung Rheinländer, alles junge Leute aus Köln, Düsseldorf, Elberfeld, Solingen usw. Ein Bonner, der einzigste bei der Abteilung, erhielt zur Freude seiner nächsten Kameraden, mit Rücksicht auf die großen Spenden der Stadt Bonn, eine Kiste Zigarren von 100 Stück.

Mit lautem Hurra entließen uns die Rheinländer, die frohe Stimmung der jungen Leute und der urwüchsige Humor, der hundertfach zum Ausdruck kam, befestigte in uns den Gedanken, daß der Sieg unser ist, wenn wir unsere Soldaten frisch und bei guter Stimmung halten.

Leer wurde unser Wagen auf dem Rückweg nicht, verwundete und kranke Leute fanden immer ein Plätzchen für in das nächste Lazarett und der Rest der Liebesgaben wurde auf der Rückfahrt nach der Luxemburger Grenze an die Bedüftigsten und an die Krankenhäuser abgeliefert.

Selbstverständlich war das wenige, was wir in einen Wagen packen konnten, nur ein Tropfen auf einen heißen Stein; aber um eine großzügige Hilfsaktion auszuarbeiten, bei der sämtliche noch in Privathand befindlichen Automobile mitwirken müssten, war es nötig, die Sache praktisch auszuproben, und der Versuch hat uns bewiesen, daß ohne Schwierigkeit in sehr kurzer Zeit – und „Eile tut Not“ – die Sache in die richtigen Wege geleitet werden kann.

Es wäre natürlich unpraktisch, die Liebesgaben der einzelnen Gemeinden alle nach Frankreich zu schaffen. Es eignet sich für solch große und schwierige Fahrten auch nicht jeder Führer; aber es ist sehr leicht, die Liebesgaben nach den Hauptgrenzstationen zu schaffen und von dort aus durch gute Fahrer und gute Wagen nach der Front.

Alle Automobilklubs müssen wetteifern, ihre Mitglieder, die noch nicht im Felde stehen, zu dieser großen patriotischen tat heranzubringen. Keine Post, keine Eisenbahn kann sich heute mit der Leistung des Automobils messen; die Heeresverwaltung ist gar nicht in der Lage, mit den wenigen Fahrzeugen die Truppen an der Front mit Liebesgaben zu versorgen. Da ist es die Pflicht und Schuldigkeit jedes Herrenfahrers, sich in den Dienst des Vaterlandes zu stellen.

Nach dem ersten gelungenen Versuch hat die Stadt Bonn für die nächsten Tage wieder fünf große Wagen mit Gaben aller Art und in beträchtlichem Werte ausgerüstet; allein hunderttausend Zigarren sind bei diesem Transport, da tatsächlich am meisten hiernach verlangt wird.

Zündhölzer sind in keinem französischen Ort zu haben, kein Petroleum, keine Kerzen. In den Lazaretten sind Millionen Fliegen, und alles jammert nach Fliegenfängerstreifen. Die Not in all diesen Kleinigkeiten ist groß, weil eben die Transportmittel fehlen.

Zeigen wir uns unserer Helden im Krieg würdig, geben wir nicht nur Liebesgaben, sondern befördern wir sie auch an Ort und Stelle, wo es not tut.

(Bonner General-Anzeiger)

 

Der 2. Vaterländische Volksabend, der, wie angekündigt, einen Lichtbildvortrag über den Krieg 1870/71 sowie Darbietungen unseres städtischen Orchesters bringen wird, findet heute abend 8 ½ Uhr im Bonner Bürger-Verein statt. Da für den Verkauf an der Abendkasse nur wenig Programme zur Verfügung stehen, empfiehlt es sich dringend, sich an den Vorverkaufsstellen mit Eintrittsprogrammen zu versehen.

Hilfstätigkeit. Von den Aerzten, Beamten und dem gesamten Personal der Prov.-Heilanstalt Bonn, wurden 119 Mark gesammelt, welche dazu dienen sollen, unsern tapferen Kriegern einige „Rauch“-frohe Stunden zu bereiten. Es wird dafür gesorgt, daß die Sendungen an die dafür bestimmten Regimenter gelangen.

 Sammelt Stöcke für unsere Verwundeten. Dem Garnison-Lazarett wurden heute von einem Freunde der verwundeten Krieger 23 Spazierstöcke, die er bei Freunden und Bekannten gesammelt hatte, überwiesen. Wer folgt dem Sammler nach?

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)