Samstag, 4. März 1916

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 4. März 1916Mit Oel-Ersatzmitteln wird in dieser Zeit der Fettknappheit viel Schwindel getrieben, und fast täglich berichten die Zeitungen aus den verschiedensten Städten über Bestrafungen solcher Lebensmittelfälscher. Auch das Kölner städtische Nachrichtenamt warnt jetzt vor den wertlosen Fälschungen, die als Salatöl-Ersatz, Salatwürze und dergleichen in den Handel gebracht werden; sie bestehen fast ausschließlich aus Wasser und verderben in kurzer Zeit vollständig. Die Fälschungen sind in großen Mengen im Verkehr und finden leider auch zahlreiche Käufer. Bei der Kölner städtischen Polizei gingen an einem einzigen Tage über 50 Anzeigen von Personen ein, die sich durch den Kauf benachteiligt glauben, auch ist ein ganzer Eisenbahnwaggon voll beschlagnahmt worden. Der Herstellungswert einer Flasche, für die im Kleinverkauf bis zu drei Mark verlangt wird, beträgt in diesem Falle nach sachverständigem Gutachten ohne Glas nur 19 Pfg.

Sieben Werkzeugmacher und Arbeiter des Feuerwerkslaboratoriums in Siegburg hatten sich gestern wegen Diebstahls vor der Strafkammer zu verantworten. Die Angeklagten, die aus Siegburg und Umgebung, einer auch aus Bonn stammen, hatten Werkzeuge, Metall, Isolierdrähte, Gummi, Tücher in größeren Mengen aus dem Laboratorium mit nach Hause genommen, so daß die Haussuchung bei dem Hauptangeklagten, der in Siegburg-Mülldorf wohnt, gestohlene Gegenstände im Gesamtwerte von annähernd 3000 M. zutage förderte. Bei den übrigen Angeklagten war der Wert das bei Haussuchungen vorgefundenen Diebesgutes sehr viel geringer. Das Gericht hielt alle sieben Angeklagten des Diebstahls für schuldig und zog bei der Strafzumessung in Betracht, daß die Angeklagten sich eines Vertrauensbruchs schuldig gemacht, daß sie einen sehr guten Lohn hatten und daß die gestohlenen Sachen für das Vaterland ganz besonders wertvoll waren. Der Hauptangeklagte erhielt ein Jahr Gefängnis, von den übrigen Angeklagten wurden verurteilt einer zu drei Monaten, einer zu zwei Monaten, drei zu je einem Monat und einer zu zwei Wochen Gefängnis.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Der Bonner Wochemarkt war gestern verhältnismäßig gut beschickt. Der Verkauf war flott. (...) Der Großmarkt auf dem Stiftsplatze war gestern sehr gut beschickt. Besonders Spinat, Krauskohl und Rosenkohl war in großen Mengen vorhanden. (...) Da viele auswärtige und hiesige Händler anwesend waren und die vorhandenen Waren flott aufkauften, war der Markt schon um 8 Uhr fast vollständig geräumt. Der städtische Verkauf war gestern wieder ausnahmsweise flott. Besonders viel verlangt wurden Kartoffeln, Konserven und Zwiebeln. Trotzdem an eine Familie nicht mehr als eine Büchse Konserven täglich und nur gegen Brotbuch abgegeben wird, war der große Vorrat um 10 Uhr schon vollständig ausverkauft, so daß viele Käufer nicht mehr befriedigt werden konnten.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Soldatenheim im Gesellenhause. Auf Grund des für die Zeit vom 2. – 8. März geltenden Versammlungsverbotes des stellvertretenden Generalkommandos finden morgen (Sonntag) im großen Vereinssaal keinerlei Versammlungen statt. Schreibzimmer und Lesesaal sind wie an früheren Sonntagen von 2 Uhr nachmittags an geöffnet.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)