Donnerstag, 13. Juni 1918

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 13. Juni 1918Die bei der Sammlung für die Ludendorff-Spende tätigen Damen und Herren vereinigten sich gestern nachmittag im Vortragssaal der Fortbildungsschule zu einer aufklärenden Besprechung. Nach einem herzlichen Begrüßungswort des Vorsitzenden, Herrn v. Rath, legte Fortbildungsschuldirektor Vins den Zweck der Ludendorff-Spende dar: neben der starren staatlichen Hilfe eine bewegliche, leicht sich fügende bürgerliche Hilfe größten Umfanges zu schaffen, um Kriegsbeschädigte für geeignete Berufe auszubilden, ihnen notwendige Heilverfahren schnell zu verschaffen, sie auch sonst zu unterstützen. Alle Einrichtungen und Sammlungen, die ähnliche Zwecke verfolgen, werden in der Ludendorff-Spende einheitlich zusammengefaßt. Von den gesammelten Geldern gehen 15 v. H. an den Reichsausgleichsfonds in Berlin und von dort aus in wirtschaftliche schwächere Landesteile, das übrige Geld bleibt in Bonn und der Rheinprovinz. Die Opferwoche für die Ludendorff-Spende ist in Bonn auf die Zeit vom 15. bis 23. Juni verlegt worden. Es sind Briefsammlungen, Hausbesuche und für den 15. und 16. Juni, den sog. Opfertagen, Straßensammlungen durch ältere Schüler und Schülerinnen vorgesehen, ferner Vorstellungen in den Lichtbildtheatern und im Neuen Operettentheater, ein Volksliederabend des Bonner Männergesangvereins und ein Konzert des Städtischen Gesangvereins. Bei den Straßensammlungen erhalten die Spender Abzeichen, und zwar zwei verschiedene Arten, für Beträge bis zu einer Mark und für Beträge über eine Mark. Direktor Vins teilte Einzelheiten über die geplante Sammeltätigkeit mit und gab Ratschläge, deren Beachtung einen guten Erfolg verbürgen dürfte. Er sprach die Hoffnung aus, daß die Sammlungen in Bonn ein unserer Stadt würdiges Ergebnis haben möchten; denn es gelte, vielen, vielen Tausenden Kriegsbeschädigten das Leben wieder so erträglich wie möglich zu machen und damit ihnen und zugleich unserm ganzen Heer einen Teil des geschuldeten Dankes abzutragen. Der Vorsitzende des hiesigen Ausschusses für die Ludendorff-Spende, Herr v. Rath, teilte mit, daß infolge des veröffentlichten Aufrufes in Bonn bisher rund 150.000 M. eingegangen seien. Es folgte nun eine längere Aussprache über die Einzelheiten der Werbe- und Sammelarbeit.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Großfeuer in der Stadthalle. Gestern nachmittag gegen 4 Uhr brach in der Stadthalle Feuer aus, dem ein Teil des Dachstuhles sowie der in der Mitte des Daches stehende Turm und ein kleiner Seitenturm zum Opfer fielen. Dem tatkräftigen Eingreifen unserer Wehr, die das Feuer mit mehreren Schlauchleitungen angriff, gelang es nach mehrstündiger Arbeit, ein Umsichgreifen des Feuers auf die Wirtschaftsräume zu verhindern. Immerhin ist der angerichtete Brandschaden bedeutend. Das Feuer soll dadurch entstanden sein, daß bei Auswechslungsarbeiten am Blitzableiter ein Balken des Dachstuhls in Brand geriet.

Die Polizei nahm einen 22jährigen Mann aus Aachen fest, der hier mehrere Monate lang in Offiziersuniform mit Orden geschmückt umherging, obwohl er gar nicht gedient hat. Ob er Schwindeleien verübt hat, konnte noch nicht festgestellt werden.

Schutz unserer Anlagen. Da alle Ermahnungen, die Beete und Rasenflächen in unsern Anlagen zu schonen, nichts nutzen, ist unsere Gartenverwaltung dazu übergegangen, in die Randstreifen der großen Wiese im Hofgarten kräftige Holzpflöcke eintreiben zu lassen. Wer jetzt diese Hindernisse umgeht und den Rasen betritt, wird unweigerlich zur Anzeige gebracht.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Wohltätigkeitskonzerte. Die Regimentsmusik des 9. Rhein. Inf.-Regts. 160 ist vom 16. bis 30. Juni nach Deutschland beurlaubt, um wie im vorigen Jahr Wohltätigkeitskonzerte zu veranstalten. Der gesamte Betrag ist für die Hinterbliebenen gefallener Unteroffiziere und Mannschaften des Regiments bestimmt. Bei den engen Beziehungen der Bevölkerung zu unserem Bonner Regiment darf mit Recht erwartet werden, daß der gute Zweck der Konzerte durch reichen Besuch auch Anerkennung findet.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)