Samstag, 3. Februar 1917

     

Vaterländischer Hilfsdienst. In einer Anzeige des Kriegsamts in Koblenz in dieser Zeitung werden Hilfsdienstpflichtige der verschiedensten Art für die besetzten Gebiete gesucht. Bewerbungen auf die angebotenen Stellen sind an das Rathaus in Bonn, Zimmer 33 zu richten.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Zur Kartoffelversorgung. Vom 5. Februar ab werden bis auf weiteres wöchentlich 3 Pfund Kartoffeln und 6 Pfund Steckrüben an jeden Versorgungsberechtigten abgegeben.

Die strenge Kälte hält immer noch an. Heute früh 6 Uhr hatten wir im Inneren der Stadt 14 Grad Celsius unter Null, die tiefste Temperatur in diesem Winter. Außerhalb der Stadt wurden sogar Temperaturen von 17 und 18 Grad Kälte gemessen. Eine solch starke und anhaltende Frostperiode haben wir in den letzten 25 Jahren nicht mehr erlebt. Im Jahre 1892 hatten wir zum letzten Male unter außergewöhnlich starker Kälte zu leiden; damals sank das Thermometer sogar auf 20 Grad Celsius unter Null. Die Kälte hielt jedoch nicht so lange an wie in diesem Winter.

Der Bonner Wochenmarkt war gestern nicht besser beschickt als auch anfangs der Woche. Etwa drei Verkäuferinnen hatten sich eingefunden. Gestern war außer Zwiebeln und Sellerieknollen noch Krauskohl, Rosenkohl, Sprutengemüse, Kohlrabien und Erdkohlrabien zu haben. Sowie eine Sendung Gemüse usw. ausverkauft war, sammelten sich gleich wieder Käuferinnen an, die auf die nächste Sendung warteten, die ebenfalls schnell vergriffen war.
  
Auch auf dem Großmarkt auf dem Stiftsplatz waren gestern die Zufuhren verschwindend klein. Etwa 10 – 15 Verkäuferinnen waren erschienen, die ihre Waren aber meistens gar nicht auszupacken brauchten, da die größtenteils auswärtigen Händler sie sofort zusammen aufkauften. Auch hier waren unter anderem verschiedene Körbe mit Krauskohl, Rosenkohl und Sprutengemüse vorhanden.
   Der städtische Gemüseverkauf nachmittags auf dem Marktplatze erfreut sich täglich eines recht regen Zuspruchs. Die Auswahl in Gemüse ist in letzter Zeit leider nicht mehr so reichhaltig wie vordem. Der städtische Milchverkauf im Gebäude Franziskanerstraße Nr. 8 ist durchweg sehr lebhaft. Gestern wurden außer Hamburger Rauchfisch zu 2 Mark das Pfund noch gesalzene Schollen zu 60 Pfg. und gewässerter Stockfisch zu 1,20 Mark das Pfund verkauft.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Umfangreiche Seifendiebstähle waren vor längerer Zeit in einer hiesigen Seifenfabrik verübt worden. Ein Arbeiter der Fabrik stellte mit zwei Kollegen die Seife bereit. Sie wurde dann bei Nacht von einem hiesigen Stehbierhallenwirt abgeholt, der sie veräußerte. Der Arbeiter erhielt für den Diebstahl 400 Mark. Er wurde von der Strafkammer zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt, die beiden anderen Diebe erhielten 8 bezw. 5 Monate Gefängnis. Der Wirt wurde wegen gewerbsmäßiger Hehlerei zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt und sofort verhaftet. Die mitangeklagte Ehefrau des Wirtes wurde freigesprochen.- Der Wirt kommt auch als Mittäter bei dem Diebstahl der großen Zuckermengen im Lehrbienenstande der Landwirtschaftskammer in Frage und wird wegen dieser Tat demnächst abgeurteilt werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)